ZVDH-Unternehmer-Info Ausgabe 1 NEU –
Muster zur Ermittlung der lohngebundenen Kosten
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit den ZVDH-Unternehmer-Infos startete der Zentralverband im Jahr 2008 eine neue Reihe, um Dachdeckerbetriebe in kompakter Form vornehmlich aus dem Feld der Betriebswirtschaft zu informieren.
Inzwischen sind einige der Ausgaben „in die Jahre gekommen“, sodass der ZVDH-Fachausschuss Betriebswirtschaft und Unternehmensführung diese nach und nach aktualisiert. Gestartet wird dabei mit der Ausgabe 1, die einen neuen Titel trägt: „Muster zur Ermittlung der lohngebundenen Kosten“ (vorher: „Muster zur Ermittlung der Lohnzusatzkosten“). Damit wird eine Vereinheitlichung vorgenommen mit den Formblättern nach Vergabehandbuch Bund.
Die lohngebundenen Kosten spielen eine große Rolle bei der Vorkalkulation. Zusammen mit den Positionen Mittellohn, Gemeinkosten und Gewinn sind sie eine entscheidende Größe bei der Ermittlung des Stundenverrechnungssatzes und zur Preisermittlung für die bei öffentlichen Ausschreibungen einzureichenden Formblätter. Für die Berechnung der eigenen lohngebundenen Kosten müssen die betriebsindividuellen Werte eingesetzt werden.
Kurzbewertung Koalitionsvertrag der „Ampel“-Koalition
Die sog. Ampel-Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP hat vorgestern den Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ im Entwurf vorgestellt. Dieser muss noch in den jeweiligen Parteigremien bestätigt werden, bevor er von den Koalitionären unterzeichnet werden kann. Folgende Punkte möchten wir in einer Erstbewertung aus Sicht des Dachdeckerhandwerks und der Bauwirtschaft hervorheben:
• Bauministerium
Besonders erfreulich ist, dass die Bedeutung des Bausektors als Schlüsselbranche für Wachstum und Beschäftigung nun endlich mit einem eigenständigen Ministerium unterstrichen wird. Damit ist man einer der langjährigen Forderungen der Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) nachgekommen. Das Haus wird zukünftig SPD-geführt sein und es gilt als wahrscheinlich, dass die ehemalige Umweltministerin Svenja Schulze die Leitung übernehmen wird.
• 400.000 Wohnungen
Die künftige Ministerin muss dann als wichtigste Aufgabe ein großes Wohnungsbauprogramm vorantreiben, denn laut Koalitionsvertrag sollen jährlich 400.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Das ist ein äußerst ambitioniertes Ziel, zumal in den vergangenen Jahren rund 300.000 Wohnungen jährlich gebaut wurden. Wir begrüßen aber die richtige politische Linie, dass gegen die Wohnungsnot vor allem neues Bauen hilft. Entsprechend haben wir unterstrichen, dass die Bauwirtschaft im Vertrauen auf stabile Rahmenbedingungen und Investitionen auch weiterhin die notwendigen Kapazitäten aufbauen wird.
• 3 % lineare Afa
Als richtigen Investitionsanreiz für den Mietwohnungsbau begrüßen wir die Erhöhung der linearen Abschreibung von zwei auf drei Prozent. Hiermit will die Koalition vor allem eine klimagerechte Neubauoffensive starten. Entsprechend werden im GEG die Neubau-Standards zum 1. Januar an den KfW-EH 40 angeglichen. Verschärfungen sind auch für die Bestandsgebäude vorgesehen. Hier werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Kosten im Vergleich zu den CO2-Einsparungen nicht überproportional hoch werden und die Förderkulisse angepasst wird. Der (hohe) Standard, der gefordert wird, muss auch förderfähig sein.
• Eigentumserwerb
Zur Förderung des Wohneigentums will die Ampel Hürden beim Eigentumserwerb durch eigenkapitalersetzende Darlehen, Tilgungszuschüsse und Zinsverbilligungen senken. Zusätzlich wird den Ländern eine flexiblere Gestaltung der Grunderwerbsteuer z. B. durch einen Freibetrag ermöglicht. Abzuwarten bleibt aber die Ausgestaltung im Detail und die Einigung und Umsetzung durch die Länder.
• Digitalisierung / Entbürokratisierung
Insgesamt soll das Bauen einfacher, schneller und günstiger werden, z.B. durch serielles und modulares Bauen, mehr Digitalisierung und weniger Bürokratie. Hier werden wir die Koalition verstärkt darauf hinweisen, dass insbesondere die digital gestützte Vorfertigung von Bauteilen im Werk und die kurze Montagezeit auf der Baustelle die Bauzeit verkürzt. Serielles Bauen und Sanieren darf allerdings handwerkliche Leistungen nicht ersetzen, sondern soll diese unterstützen. Durch die Verbindung mit einer Typisierung von Gebäuden kann dann tatsächlich kostengünstiger gebaut werden. Dies entspricht auch dem Wunsch der Bauherren nach individuellen Bauwerken insbesondere im Wohnungsbau, denn der Anteil in serieller Bauweise erstellter Wohnungen liegt unter einem Prozent.
• Arbeit und Soziales
Wie erwartet, wurde die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro festgelegt. Es bleibt aber noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Frage, wann die Anpassung erfolgen soll.
Enttäuschend ist, dass die Koalition für den größten Ausgabeposten des Bundeshaushaltes, der Rentenversicherung, keine Lösungen zur Bewältigung der massiven Finanzierungsprobleme vorhält. Lediglich die Aktienrente und die Rückkehr zum Nachholfaktor bei der Rente gehen in die richtige Richtung.
Positiv wahrgenommen haben wir die grundsätzliche Bereitschaft, mit den Stakeholdern einen vertrauensvollen, engen Austausch zu wahren. So sollen sowohl im Wohnungsbau als auch für die Verkehrsinfrastruktur Dialogprozesse mit den verschiedenen Akteuren in Gang gesetzt werden. Auch bei den Bürokratiekosten soll ein Praxischeck unter Einbeziehung der Wirtschaft stattfinden. Hierbei werden wir uns zusammen mit BVB und ZDH aktiv einbringen.
ZVDH-Podcast
Der neue ZVDH-Podcast ist online. Jetzt reinhören:
ZVDH aktuell 01.12.2021 – ZVDH aktuell – Der Info-Podcast für Dachdecker (podigee.io)
Die Themen:
• Bewertung des Koalitionsvertrag
• 3G-Pflicht in Betrieben
• Umfrage des Fachausschusses Recycling und Entsorgung